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07.03.2025
Der Internationale Frauentag steht für Gleichberechtigung und Solidarität. Doch in medialen Debatten über den Schutz von Frauen wird aus populistischen Ecken ein Feminismusbegriff genutzt, der rassistische Narrative verstärkt und dabei gleich auch noch Sexismus mit bedient: Migrantischen Männern, besonders muslimischen und BIPoC, wird immer wieder eine besondere Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen zugeschrieben. Von ihnen ginge eine hohe Gefahr der sexualisierten Gewalt aus, während „deutsche“ Frauen als bedrohte Opfer dargestellt werden, die es zu schützen gelte. Das Bild von gleichberechtigten modernen Familien wird eingewanderten Familien gegenübergestellt. Die Darstellung unterdrückter migrantischer Frauen wird als Gegensatz zu „deutschen“ Frauen in einem emanzipierten Deutschland konstruiert.
Dieses Narrativ bedient nicht nur Stereotype sondern ignoriert auch den tatsächlichen Stand der Gleichberechtigung in Deutschland. Die Totalisierung von Positionen - „der Islam“, „die Deutschen“, „der Flüchtling“, „die Kopftuchträgerin“ - leugnet jede Individualität. Solche Darstellungen führen zu einer Verzerrung des Diskurses und zu einer Externalisierung gesamtgesellschaftlicher Probleme, die der Feminismus bekämpfen will. Auch ihre Stimmen in der Medienlandschaft werden durch dieses Framing verdrängt. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit häuslicher Gewalt, Männlichkeits- und Weiblichkeitsbildern oder Familienrollen in Deutschland und z.B. islamisch geprägten Kontexten wird so unmöglich.
Auf diese Weise werden Ungleichheiten fortgeschrieben und mit jeder Berichterstattung und jedem Bild, das sich dieser Narrative bedient, verfestigt. Die Räume, in denen migrantische Personen und Familien Verschiedenheit und Identität, unter anderem im Kontext von Gleichberechtigung, aushandeln können, werden minimiert.
Intersektionaler Feminismus erkennt an, dass Sexismus und Rassismus eng miteinander verwoben sind. Er setzt sich für die Rechte aller diskriminierten Menschen ein, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Religion und spielt sie nicht gegeneinander aus. Das Anprangern von Sexismus darf keine Legitimation für Rassismus sein. Besonders jetzt, da Alltagsrassismus und Antifeminismus wieder erstarken, muss sich die feministische Bewegung in Deutschland vor Vereinnahmung schützen. Für Schüler*innen ist die Vermittlung von Medienkompetenz notwendig, die in der Lage ist, solche populistischen Taktiken zu entlarven.
BIPoC: Black, Indigenous, People of Color
Intersektionalität: Zusammenwirken mehrerer Unterdrückungsformen wie Geschlecht und Herkunft
Quellen:
Hark, Sabine, und Paula-Irene Villa. Unterscheiden und Herrschen: Ein Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von Rassismus, Sexismus und Feminismus in der Gegenwart. transcript Verlag, 2017.